Dennys Bornhöft zu TOP 15 „Gründungsgeist im Land weiter stärken“
„Habe ich im Lockdown gerade die Möglichkeit, meine Geschäftsidee zu eröffnen? Bekomme ich mitten in einer Wirtschaftskrise von einer Bank 50.000 Euro Startkapital? Kann ich via Zoom genauso gut für meine Idee pitchen wie in einem Vor-Ort-Meeting? Die Rahmenbedingungen für Gründer sind jetzt in der Corona-Pandemie nicht rosig, können aber auch dornige Chancen sein, wie ein 18-jähriger Unternehmensgründer Ende der 90er sagte.
Wo es uns möglich ist, will Jamaika Rahmenbedingungen verbessern. Schließlich sind Unternehmensgründungen für eine Volkswirtschaft und Gesellschaft von großem Wert. Hier nehmen Menschen ihre Zukunft in die Hand und schaffen sowohl sich selbst als auch anderen eine Perspektive. Schließlich hat die Mehrheit der Start-Ups meist schon im Jahr nach der Gründung mehrere sozialversicherungspflichtige Jobs. Unternehmensgründungen sind Jobmotor und hier möchten wir mit unserem vorliegenden Acht-Punkte-Plan anknüpfen. Wir haben diesen unter Einbeziehung der Entrepreneur-Cluster erarbeitet, die uns in den letzten Monaten und Jahren einige Wünsche an die Politik mitgegeben haben.
Wer gute Ideen hat, soll nicht nur ermutigt, sondern aktiv dabei unterstützt werden, den Schritt der Umsetzung auch zu wagen. Deutschland profitiert wie kaum ein zweites Land vom Wissen und einem hervorragenden Ausbildungsstand – das gilt es noch besser zu nutzen. Wenn wir uns die Zahlen zu den Ausgründungen ansehen, gibt es Luft nach oben. Wir glauben, dass das Biotop Hochschule sich besonders gut dafür eignet. Wir wollen erreichen, dass die Institutionen der Hochschulen noch besser mit den Ideen der Studierenden und dem Knowhow der Wirtschaft verbunden werden. Es ist sinnvoll, gerade in der Anfangsphase zu unterstützen, wenn die Risiken und auch die Unsicherheiten groß sind. Wichtig ist, die Einstiegshürden zu senken.
Grundvoraussetzung ist auch, dass man Zeit und Muße haben kann, während des Studiums zu gründen. Daher wollen wir den Studierenden aller Studiengänge die Möglichkeit eines Gründungssemesters einräumen, das keine Nachteile für den regulären Studienerfolg bedeutet. Wer sich weniger Sorgen um Regelstudienzeiten oder BAföG-Zahlungen machen muss, wird sich eher auf die Gründung eines Start-Ups einlassen und die Risiken auf sich nehmen.
In einem zweiten Schritt brauchen wir die Möglichkeit, eine spezielle Unternehmensform – wie bisher GmbH oder OHG – nur zugeschnitten auf gründungswillige Studierende zu schaffen. Wir brauchen in Deutschland diese Form einer studentischen Gründungsgesellschaft. Diese sollte niedrigere Einstiegshürden haben. Geringere Anforderungen zu Beginn an Haftung und Eigenkapital können hier ebenso sinnvoll sein, wie die Reduktion des Verwaltungsaufwandes. Besonders beim Patent- und Lizenzverfahren erhalten wir wiederkehrend aus den Hochschulen die Rückmeldung, dass bisherige Prozesse eher gründungshemmend als -fördernd sind. Hierbei haben wir es als Land einfacher, selbst Verbesserungen zu schaffen. PatentScouts an den Hochschulen können den Studierenden bei der Identifizierung und Anmeldung einer Idee beratend zur Seite stehen. Über Standard-Lizenz- Verträge sollen einheitliche, verlässliche Regelungen über die weitere Verwendung einer Idee bereitgestellt werden. Auch die Infrastruktur der ‚Gründungszonen‘ an den Hochschulen wollen wir finanziell ausbauen, u.a. durch das IMPULS-Programm.
Wir brauchen eine positivere Wahrnehmung, die auch nicht erst zu Hochschulzeiten beginnen sollte. Bereits in Kita und Schule sollte die Mentalität für Mut und Zutrauen zum Risiko und das Verfolgen eigener Ideen vermittelt werden. Deutschland weist viele Ausgründungen im Hochtechnologie- Bereich aus. Wir werden weiter und noch stärker als bislang auf gute Schulbildung im Bereich Mathematik, Physik und Informatik angewiesen sein, wenn wir den Kern der Wertschöpfung dieses Landes erhalten wollen. Schließlich finanzieren wir hieraus auch unseren Sozialstaat. Menschen aus fast jeder Altersgruppe sind potentielle Gründer. Den Gedanken, dass die Umsetzung von eigenen Ideen in jeder Lebensphase möglich ist, wollen wir stärken. Hierzu soll die
Gründungsberatung für Berufstätige oder auch Rentner ausgeweitet werden. Denn gute Ideen müssen immer Konjunktur haben, auch in solchen Zeiten wie Corona, egal wie alt der Vater oder die Mutter des Gedankens ist.“