Dennys Bornhöft zu TOP 16 „Wildtierimporte regulieren“
„Gesundheitsschutz – die Bedeutung dieses gut bekannten Wortes hat sich im vergangenen Jahr in den Köpfen einer ganzen Gesellschaft verankert. Einen bestmöglichen Gesundheitsschutz zu gewährleisten ist und bleibt eine zentrale Aufgabe des Staates. Weniger bekannt war bis zu Corona- Pandemie der Begriff ‚Zoonose‘, also Krankheiten, die sich von Mensch zu Tier und andersherum von Tier zu Menschen übertragen. Dabei kennen und leben wir mit Zoonosen schon lange: BSE, HIV, die Vogelgrippe in den 90ern, das SARS-Virus in 2003.
Sars-Cov2 ist vermutlich über die Fledermaus auf die Menschheit übergesprungen, fallabschließend weiß man es noch nicht.
Der Mensch lebt seit vielen Jahrhunderten weitestgehend problemlos mit Tieren, hauptsächlich Nutztieren zusammen. Übertragungen von Erregern sind bekannt und wir haben zunehmend gelernt, damit umzugehen. Wir haben Lösungen gefunden, die Gefahr dieser Erkrankungen einzudämmen und den Schaden für den Menschen möglichst gering zu halten. Zum Beispiel, indem Lebensmittel vor dem Verzehr geprüft werden oder durch Impfungen. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Mensch aber zunehmend in Bereiche wild lebender Tiere ausgebreitet. So kommen wir Krankheitserregern, die sonst nur wenige Chancen hätten, aus ihren ursprünglichen Verbreitungs- gebieten herauszukommen, immer näher. Forscher betonen aber auch, dass die Risiken der Übertragung einer Zoonose von unseren Heim- und Nutztieren auf uns Menschen ebenfalls gegeben sind. Die FDP-Bundestagsfraktion hat nicht zuletzt deswegen in einem Antrag auch die Schaffung wirksamer Maßnahmen zur Aufklärung der Bevölkerung über Übertragungswege von Zoonosen und vorbeugende Hygiene bei der Tierhaltung, insbesondere auch von Exoten und Wildtieren gefordert.
Jetzt gibt es aber Personengruppen, wie zum Beispiel radikale Aktivisten von PETA, die die Pandemie und die Angst der Bevölkerung nutzen, um den Menschen wieder alte Forderungen unterzujubeln. Die Angst der Menschen vor einer weiteren Pandemie, um hierüber das Halten von Wildtieren zu verbieten. Das ist an Unverfrorenheit nicht zu überbieten. Dagegen stellen wir Freie Demokraten uns ganz klar.
Erstens ist die Corona-Pandemie über den Menschen nach Deutschland gekommen und nicht über eine Schildkröte oder einen Zierfisch. Hier muss zwischen zwei Themen differenziert werden: Wildtierimporte auf der einen und Zoonosen auf der anderen Seite. Zweitens ist ‚Wildtier‘ ein weitreichen- der Begriff, da hierbei nicht nur Giraffe, Löwe oder Delfin gemeint sind. Wildtiere sind alle Tiere, die nicht als Nutztier dienen oder domestiziert sind – in Abgrenzung zu Hund und Katze. Dadurch fallen prinzipiell auch viele Fische, Amphibien, Reptilien, Insekten, Arachnoiden, Vögel und Kleinsäugetiere unter diesen Begriff. Primär sollte das vorliegende Ansinnen den Artenschutz im Blick haben und somit den Fokus auf die Modalitäten von Importen legen. Wildfänge sind in der Regel abzulehnen und Tiere aus Nachzucht zu bevorzugen. Als Aquarianer und ehemaliger Mitarbeiter einer Zoofachhandlung weiß ich aber, dass es z.B. Zierfischarten gibt, deren Populationen normalerweise regelmäßig wegen Austrocknung der Gewässer versterben, die zuvor aber abgefischt und verkauft werden und den Menschen vor Ort ein Einkommen sichern. Dieses Einkommen wiederum verhindert, dass das Land an Unternehmen verkauft wird, die daraus Nutzflächen machen Mit diesem kleinen, speziellen Beispiel möchte ich nur untermauern, dass Importe kein reines schwarz/weiß Thema sind.
Nationale Alleingänge wiederum machen innerhalb der Europäischen Union wenig Sinn. Deswegen ist auf die EU-Verordnung Nr. 338/97 zum internationalen Handel mit gefährdeten Arten einzuwirken. Die Forderung, europäisch zu denken, wiederholen wir Liberale ja an vielen Stellen bei den unterschiedlichsten Themen, aber dadurch wird die Forderung nach europäischen Lösungen nicht weniger korrekt. Wie auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gibt Schleswig-Holstein der Bundesregierung auch bei diesem Themenkomplex gerne Nachhilfe. Der hier vorliegende Antrag macht dezidierte Vorschläge, das Handeln von Wildtieren in Deutschland transparent zu machen und den Vollzug effektiv durchzusetzen. Er unterscheidet dabei zwischen illegalen Wildfängen und dem Import von Tieren, die aus in Nachzuchten stammen. Er berücksichtigt Tierbörsen im Internet, wo sich im Digitalzeitalter ein Großteil der Verkäufer und Käufer treffen. Und er nimmt auch das Thema Haltung mit auf. Zudem enthält er auch eine europäische Perspektive, wo das Thema verankert sein muss, um effektiv umgesetzt zu werden. Es hilft uns nicht, wenn Wildtiere am Ende über einen Zwischen- stopp in Polen oder Rumänien nach Deutschland kommen.
Lassen Sie mich das hier abschließend noch einmal ganz deutlich sagen: Was wir nicht wollen, ist, den ordnungsgemäßen Handel einzuschränken und generelle Importverbote zu verhängen, die letztlich dazu führen, dass Handel illegal betrieben wird. Die Möglichkeiten des Internets inklusive des Darknets sind mannigfaltig. Wir verhindern damit nicht, dass Menschen sich ein Wildtier anschaffen, sie führen letztlich nur dazu, dass die tier- und artenschutzrechtlichen Kontrollmöglichkeiten dadurch deutlich erschwert werden.“